Arbeit mit Träumen

Persönlich arbeite ich sehr gerne mit Träumen. Ein Traum ist eine “Originalbotschaft” der Seele an den Träumenden, mit der man auf vielfache Weise kreativ und spielerisch arbeiten kann. Bereichernd ist es auch, in einer Gruppe (zum Beispiel einer Selbsterfahrungsgruppe ) an Träumen zu arbeiten, da die Mitglieder oft wertvolle Wahrnehmungen beisteuern.

Der Traum als existenzielle Botschaft

“Da liegt für mich die Bedeutung des Traumes - er ist eine existentielle Botschaft. Er ist nicht nur eine unvollendete Situation, er ist nicht allein ein akutes Problem, er ist nicht allein ein Symptom oder ein Charakterzug. Er ist ein existentielles Zeichen, eine Botschaft. Er betrifft unsere gesamte Existenz, unser gesamtes Drehbuch.”

Perls, 1976, 208

“Wir betrachten den Traum als eine existentielle Botschaft, die irgendwann verstanden werden wird, und dennoch versuchen wir nicht, zu einem solchen Verständnis zu gelangen, indem wir darüber nachdenken. Verständnis bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die unmittelbare Erfahrung des Trauminhaltes, statt auf einen rein intellektuellen Bezug,… (man)… lässt die Erfahrung für sich selbst sprechen, statt über sie nachzudenken: Man tritt in den Traum ein, statt sich etwas bewusst zu machen. … Nur indem wir den Traum jetzt erfahren, können wir dessen gewahr werden, was er uns zu sagen hat”

Naranjo, 1996, 171

Im Traum sind ursprüngliche Gefühle wie Angst oder Schmerz oft durch Symbole verschlüsselt. Die Arbeit mit EMDR oder mit Aufstellungen an einem Traum kann helfen, mit den ursprünglichen Gefühlen und deren Ursachen in Kontakt zu kommen. Alpträume können in vorgeburtlichen Traumata oder in Geburtstraumata ihren - meist unerkannten - Ursprung haben.

Schritte der Gestaltarbeit am Traum

  1. Erzählen Sie sich selbst (laut) das Traumgeschehen in der Gegenwartsform so, als ob es gerade jetzt ablaufen würde, möglichst lebendig und realistisch.
  2. Schreiben sie alle Traumteile auf, auch unscheinbare oder leblose Dinge.
  3. Versetzen Sie sich nun in jeden Traumteil hinein. Versuchen Sie, ein Haus, ein Autoreifen, eine Spinne, ein bestimmter Mensch zu werden. Spüren Sie dabei: Wie fühlt sich dieser Traumteil, was will er, was hat er für Absichten? Sie können dem Traumteil auch eine Stimme geben und ihn laut reden lassen. Wenn Sie sich so der Reihe nach mit allen Traum-Elementen identifizieren, kann es gut sein, dass Ihnen schon einiges über die Bedeutung aufgeht. Es können sich aber auch Polaritäten, Kontraste, Konflikte zwischen zwei Traumteilen herausbilden.
  4. Stellen Sie nun im nächsten Schritt fest: Welcher Traumteil ist am bedrohlichsten, welcher am auffälligsten? Was sind unscheinbare oder offensichtlich fehlende Teile (die aber gerade deshalb eine große Rolle spielen können)?
  5. Wenn Sie das intensiv genug machen, entstehen mit Sicherheit Konflikte und Widersprüche zwischen zwei oder mehreren Traumelementen. Dieser Zwiespalt entspricht mit großer Wahrscheinlichkeit einem tiefen inneren Konflikt. Die Arbeit am Traum bietet eine Möglichkeit, ihn zu lösen.
  6. Benutzen Sie dazu den Gestalt-Dialog: Setzen Sie sich auf einen Stuhl, spielen Sie einen der beiden Traumteile und sprechen sie zum zweiten Traumteil, der (in der Vorstellung) Ihnen gegenüber auf einem zweiten Stuhl sitzt. “Erfinden” Sie nun intuitiv einen Dialog. Wechseln Sie die Plätze und versuchen Sie, eine Versöhnung zu finden.

Wichtig ist dabei, den Dialog nicht nur “im Kopf” zu führen, sondern  auch auf die Gefühle und Körperreaktionen zu achten und sie ins Spiel zu bringen, sie auszusprechen.

Wenn Sie Glück haben, können Sie schon durch diesen Selbstversuch überraschende Einsichten, Deutungen und auch Lösungen der Traumproblematik finden.

Wenn Sie die Übung schwierig finden, kann Ihnen vielleicht die Lektüre von “GESTALT-THERAPIE IN AKTION” von Fritz Perls helfen, worin viele solcher Dialoge genau wiedergegeben sind.

Der Textteil “Schritte der Gestaltarbeit am Traum” ist ein leicht überarbeiteter Auszug aus dem Buch Reinhold Pertler, Transpersonale Selbsterfahrung, 1991 München, © 1991-2003 Reinhold Pertler, München. Wir danken für die freundliche Überlassung.