IFS Innere Anteile

IFS - Internal Family Systems (inneres Familiensystem / Arbeit mit der inneren Familie)

Allgemeines

Seit kurzem ist IFS in den USA als evidenz-basiertes Verfahren anerkannt!

Der Gründer, Richard Schwartz, beschreibt, dass nicht nur die Mitglieder der äußeren Familie ein System bilden, sondern auch innere Anteile eines jeden Menschen. Sie sind wie Unterpersönlichkeiten.

Es gibt keine “bösen” Teile. Alle versuchen ein - möglicherweise altes - Problem zu lösen und die Person zu schützen. Dies ist oft nicht auf den ersten Blick erkennbar.

Außerdem besitzt jeder Mensch ein “Selbst” (s.u.), das ihn führen kann und soll. Oft haben jedoch - in guter Absicht - die Teile die Kontrolle übernommen.

Arten von Teilen im inneren Familiensystem

Manager/Wächter/Beschützer

Sie wollen die Person vor Schaden bewahren. Sie prägen oft das Alltagsleben. Ein innerer Kritiker bzw. Perfektionist beispielsweise will vor Kritik anderer schützen. Oft haben Manager das Motto: “Nie wieder soll dir so etwas passieren!” Sie leben teilweise gewissermaßen in der Vergangenheit, so als ob die äußerst bedrohliche Situation noch bestünde. Manche Menschen spüren deren Bestreben, gefährliche Situationen zu vermeiden. Es entsteht eine Dynamik, in der sich diese Situationen wiederholen. Beispielsweise greifen Schüler bei einem Lehrer dessen Selbstwert an. Oder jemand, der Ablehnung vermeiden will, erfährt Mobbing.

Verbannte/traumatisierte Anteile

Sie haben schlimme Erfahrungen gemacht, und tragen großen Schmerz in sich. Sie wurden vom Rest des Systems in den “Keller” der Seele verbannt, um das Gesamtsystem vor Überlastung zu schützen. Auch sie leben in der Vergangenheit.

Hinter einem Kritiker-Wächter kann ein verbanntes Kind stehen, das für seine Fehler fertiggemacht worden ist.

Je älter Menschen werden, je mehr Verletzungen sie erlebt haben, desto mehr wollen die Verbannten endlich gehört und gesehen werden.

Verbannte tragen oft Lasten, die im Zusammenhang der verletzenden Erfahrung entstanden sind:

  • Überzeugungen : “ich bin wertlos”, “nicht liebenswert”, “es gibt keine Hoffnung”, “ich bin schuld”, “ich bin überflüssig”. Diese Überzeugungen kann man auch als Einreden bezeichnen.
  • Gefühle : Trauer, Wut und Verzweiflung
  • Körpersymptome : Rückenschmerzen und alle anderen Arten von Schmerzen; Druck, Atemnot; das Gefühl von Schwere oder Lähmung in bestimmten Körperbereichen
Feuerbekämpfer

Sie werden aktiv, wenn die Verbannten “auszubrechen” drohen und Gefahr besteht, das innere System zu überschwemmen. Sie wirken impulsiv und unkontrollierbar. Wutausbrüche, Essattacken, Alkohol und Drogen sind oft die Mittel ihrer Wahl. Oder sie löschen bedrohliche Gefühle durch Ablenkung, inneren Nebel, Dissoziation aus.

Dieses Nicht-Spüren der Gefühle, bewirkt durch “Feuerbekämpfer” oder “Wächter”, drückt Erich Kästner in einem Gedicht aus. Ein Mann sinniert über seine Geschlechtsgenossen und die Frauen:

Ihr habt es gut. Ihr dürft alles fühlen. Und wenn ihr trauert, drückt uns nur der Schuh. Ach, unsre Seelen sitzen nur auf Stühlen Und sehn der Liebe zu.

Freilich erleben auch Frauen so etwas.

Das SELBST

Das SELBST ist kein Teil. Es ist auch mehr als die Summme aller Teile. Es ist eine Instanz, die alle Anteile umfasst. Es hat ihnen gegenüber eine wohlwollende, positive Haltung. Wenn ein Klient “im SELBST” ist, zeigt sich das daran, dass er Mitgefühl für seine Manager (für deren schwere Aufgabe) und für seine Verbannten (für ihren Schmerz und ihre Einsamkeit) empfindet.

Weitere Kennzeichen des SELBST (die “10 C”):

Compassionate - mitfühlend

calm - ruhig, gelassen

confident - zuversichtlich

curious - interessiert

Courageous - mutig

Creative - kreativ

Connected - Verbunden

Clear - klar

constant - verlässlich

Centered - zentriert

Das Mitgefühl des SELBST hat die Tendenz, sich auszuweiten auf andere und das ganze Universum, wie schon Albert Einstein erkannt hat:

Der Mensch ist ein Teil des Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Raum und Zeit begrenzter Teil. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als abgetrennt von allem anderen - eine Art optische Täuschung des Bewußtseins. Diese Täuschung ist für uns eine Art Gefängnis, da sie uns auf unsere eigenen Vorlieben und auf die Zuneigung zu wenigen Nahestehenden beschränkt. Unser Ziel muß es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Horizont unseres Mitgefühls erweitern, bis er alle lebenden Wesen und die gesamte Natur in all ihrer Schönheit umfaßt."

aus: Ideas and Opinions

Wie ich in meiner Praxis in Stuttgart mit diesen Anteilen arbeite

  • Innere Anteile identifizieren, kennen lernen, wertschätzen und ihre positiven Absichten anerkennen.
  • Der Person helfen zu erkennen, ob sie gerade bzw. in bestimmten Situationen vom Selbst oder von einem Anteil bestimmt wird.
  • Das Selbst zur Entfaltung zu bringen, damit es das innere System führen kann.
  • Den belasteten Teilen helfen, ihre Lasten (Einreden abzulegen und - wenn sie bereit sind - in die Gegenwart zu kommen. Dies ist ein wichtiger Teil der Arbeit. Ein inneres Entlastungsritual kann dabei sehr hilfreich sein.

mehr Infos zu Traumatherapie

Video: Arbeit mit IFS (mit inneren Anteilen) - Teil 1: Grundlagen

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Earley, Jay, Meine innere Welt verstehen. Selbsttherapie mit Persönlickeitsanteilen. Mit einem Vorwort von Richard C. Schwartz, Begründer der IFS-Therapie - sehr ausführlich, fast ein “Manual”, leicht verständlich. Zu optimistisch, was die Möglichkeiten der Selbsttherapie betrifft

Lauri Holmes, Reisen in die Innenwelt. Systemische Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen - Auch für Laien gut verständliche Einführung in IFS

Richard C. Schwartz, Systemische Therapie mit der inneren Familie - Für Therapeuten und Interessierte

Richard C. Schwartz, IFS Das System der Inneren Familie: Ein Weg zu mehr Selbstführung - Für interessierte Laien